Unterrichtsstörungen Definition
Der Begriff „Unterrichtsstörung“ als solches, liefert erstmal keine genaueren Hinweise darauf, wie ein störungsarmer Unterricht erreicht wird. Auf den ersten Blick scheint ein Unterricht nur gestört zu sein und lässt hinsichtlich seiner Konnotationen keine großen Fragen offen. Das einfache Deuten verweist auf eine Störung des Unterrichts, egal von wem und warum. Doch die genauere Betrachtung lässt bereits erahnen, dass die Suche nach einer passenden Definition des Begriffs Unterrichtsstörung umfassender ist, als zunächst angenommen.
- Was sind eigentlich genau Unterrichtsstörungen?
- Wer stört wen, wie und warum?
Um einen Zugang zu den Fragen zu bekommen, stellen wir im Folgenden die gängigen wissenschaftlichen Definitionen vor und vergleichen sie in ihrer inhaltlichen Bedeutung miteinander.
In früherer Fachliteratur wurden oftmals sinnverwandte Begriffe von Unterrichtsstörung wie Disziplinproblem, Disziplinschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten sowie Erziehungsschwierigkeiten zur Beschreibung des gestörten Unterrichts verwendet. Diese haben sich aufgrund einer gewissen Schuldzuweisung als weniger geeignet erwiesen, so dass sich der Begriff der Unterrichtsstörung durchsetzte.
Unterrichtsstörungen Definition nach Karlheinz Biller
„Alles, was den Prozeß oder das Beziehungsgefüge von Unterrichtssituationen unterbricht oder unterbrechen könnte, ist als konkrete oder potentielle Unterrichtsstörung definierbar“.
-Biller-
Laut Biller wird „durch jeden pädagogischen Konflikt […] die Erziehbarkeit des Schülers reduziert, und damit […] die Erziehung insgesamt erschwert“. Nach Biller setzt der Begriff „Unterrichtsstörung“ nun an die Unterrichtspraxis an. Die Verantwortung der Interpretation und der Bewertung einer Störung liegt bei den Schülern und Lehrern und hängt situativ von unterschiedlichen Faktoren ab. Biller geht in seiner Definition nicht nur von tatsächlichen Störungen aus, sondern nimmt auch mögliche, sich entwickelnde Störungen in den Fokus
Unterrichtsstörungen Definition nach
Rainer Winkel
Schuld und Unschuld müssten dabei erst einmal beiseitegelassen und stattdessen Ursachen und Absichten hinterfragt werden. Auch er spricht sich dafür aus, dass Unterrichtsstörungen nicht nur vom Lehrer und nicht nur vom Schüler her definiert werden dürfen. In seiner Unterrichtsstörungen Definition soll die Unterrichtsstörung vom Unterricht her betrachtet werden:
„Eine Unterrichtsstörung liegt dann vor, wenn der Unterricht gestört ist, d.h. wenn das Lehren und Lernen stockt, aufhört, pervertiert, unerträglich oder inhuman wird.“
-Winkel-
Somit liegt eine Störung selbst nach Winkel nämlich erst dann vor, wenn der Lernprozess ins Stocken gerät oder abgebrochen wird. Solange der Kommunikationsprozess im Unterricht erfolgreich ist, sollten auffällige Verhaltensweisen nicht sofort als Unterrichtsstörung bezeichnet werden. Dies steht im Gegensatz zu Biller, der bereits sich entwickelnde Störungen als störend empfindet.
Ein wichtiger Ansatz bei Winkel ist die Abkehr der Störungsbetrachtung von der personalen Ebene. Für ihn ist eine Interpretation „nur“ vom Lehrer oder „nur“ vom Schüler aus, nicht zielführend. sie führt entweder zu manipulativen Gehabe des Lehrers oder zur Gegenherrschaft des Schülers. Eine Interpretation vom Unterricht her kann stattdessen zu produktiven Lösungen führen und hilft bei der Hinterfragung von Ursachen und Absichten. Die Unterrichtsstörung wird zu einer verschlüsselten Mitteilung des Schülers an den Lehrer, zu einer kommunikativen Botschaft.
Unterrichtsstörungen Definition nach
Gert Lohmann
„Unterrichtsstörungen sind Ereignisse, die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen erst stattfinden können, teilweise oder ganz außer Kraft setzen. Zu den Voraussetzungen zählen äußere und innere, das Lernen ermöglichende Bedingungen, wie physische und psychische Sicherheit, Ruhe, Aufmerksamkeit, Konzentration.“
-Lohmann-
Dabei wird der subjektive Charakter eines Lehrers hinsichtlich seiner Normen- und Wertevorstellungen offensichtlich. Dies verlangt von ihm professionelles pädagogisches Handeln um die Widersprüche in den Erwartungen auf Seiten der Schüler und Lehrer auszubalancieren.
Zusammenfassend
Festzuhalten bleibt, dass alle drei Autoren die Subjektivität in der Auffassung von Unterrichtsstörung betonen. Störungsfreier Unterricht gleiche, so Lohmann, einer didaktischen Fiktion, da die Unterrichtsstörungen „unausweichliche und bis zu einem gewissen Grad normale Begleiterscheinungen von Unterricht“ seien.
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Literaturverzeichnis
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