Unterrichtsstörungen-
Prävention auf der Disziplin-Management Ebene
Der erste Schultag ist für die Schüler der wichtigste Tag des Schuljahres. Er stellt eine neue und unbekannte Situation dar, die zugleich aufregend und bedrohlich wirkt. Auch für den Lehrer kann dieser Tag Überraschungen mit sich bringen und ihn somit vor verschiedensten Herausforderungen stellen.
Um ungebetene Überraschungen am ersten Tag zu vermeiden, ist es nötig, im Vorfeld leistungsrelevante und sozial-emotionale Informationen der Schüler einzuholen. Wichtige Kenntnisse über verschiedene Sprachstände oder Schüler mit beispielsweise ADHS innerhalb des Klassenverbandes können so in die Unterrichtsplanung für mögliche Gruppeneinteilungen oder Sitzordnungen berücksichtigt werden. Eine im Vorfeld durchdachte Organisation kann von vornherein mögliche Störfaktoren oder Konflikte minimieren oder sogar beheben.
Organisation des Klassenzimmers
- Die Einrichtung des Klassenzimmers sollte so organisiert sein, dass der Lehrer jederzeit während des Unterrichtsgeschehens seine Schüler im Blick hat.
- Die Wege innerhalb eines Klassenraumes sollten barrierefrei sein, so dass Brennpunkte (Unterrichtsstörungen, Konflikte) problemlos von der Lehrkraft erreicht werden können.
- Das Arbeitsmaterial sollte weit voneinander gelagert werden, sodass keine Staus bei der Ausgabe entstehen und somit einer möglichen Unruhe vorgesorgt wird.
Die Klassenregeln
Um einen geordneten Unterricht zu gewährleisten und Unterrichtsstörungen zu unterbinden, sind feste Regeln in der Klasse, die mit den Kindern zusammen entwickelt wurden, wichtig und zielführend. Der Vorteil dieser Regeln in der Klasse sind, dass die Regeln zusammen mit allen Kindern erarbeitet werden und von Anfang an eine hohe Akzeptanz finden. Durch Abstimmung wird eine breite Zustimmung aller Kinder erzielt, sodass die Einhaltung der Regeln selbstverständlich sein sollte. So können Unterrichtsstörungen leicht und effizient unterbunden werden. Wenn alle Regeln gemeinsam erarbeitet wurden, sind sie allen bekannt und die Konsequenzen hieraus auch. Alle Regeln bieten eine Grundordnung für den Unterricht und das soziale Verhalten im Klassenverbund. Die Akzeptanz der Regeln und ihre Einhaltung durch die Schüler steigt, wenn die Regeln gemeinsam beschlossen wurden.
Der Klassenrat
Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Gruppendruck nicht überwiegt. Einzelne Schüler sollten die Möglichkeit haben, sich dem zu entziehen und nicht gegen ihren Willen in Klassenratsdiskussionen einbezogen werden.
Neben dem präventiven Charakter kann der Klassenrat auch intervenierend bei der Bearbeitung und Schlichtung von schon bestehenden Konflikten eingesetzt werden. Ziel dabei ist es, zu einer möglichst einvernehmlichen Lösung zu kommen. Eine weitere Maßnahme zur Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene wäre es, innerhalb des Klassenrates ein oder zwei Schüler zu temporären Regelwächter ernennen zu lassen. Diese Schüler weisen die anderen Mitschüler auf einer sachlichen und höflichen Art und Weise auf ein mögliches Fehlverhalten oder Regelverstöße hin. Die zentrale Verantwortung für das unterrichtliche Geschehen liegt dennoch bei der Lehrkraft. Allerdings entlastet es den Lehrer dahingehend, dass er nicht sofort wegen jeder kleineren Regelverletzung eingreifen muss.
Anreize und Konsequenzen
Vorbildliches Verhalten und Befolgen der Regeln kann anerkannt, konstantes Einhalten über einen bestimmten Zeitraum sogar in Form eines Preises, Urkunde oder Privilegien ausgezeichnet werden. Somit wird den Schülern das gewünschte Verhalten erneut und sogar exemplarisch vor Augen geführt und durch operantes Konditionieren verstärkt.
Bei Nichteinhalten der Regeln, besonders in der Anfangsphase, besteht Handlungsbedarf. Hierbei ist es laut Helmke wichtig, dass „die günstigen Konsequenzen für regelkonformes und die Sanktionen für regelverletzendes Verhalten klar und deutlich gemacht werden“.
Das transparente Vorgehen gegen Regelverstöße hat das Ziel, die Störung zu reduzieren und einen entspannteren Umgang mit Störungen an den Tag zu legen. Gleichzeitig kann ruhiger und sachlicher auf Störungen reagiert werden.
Die Folgen sind stressfreieres Unterrichten und eine Verbesserung der Unterrichtsqualität. Transparenz meint in diesem Sinne, dass allen Schülern die Konsequenzen vorher bekannt sind und als logische Reaktion auf einen Regelverstoß zeitnah erfolgen. Dabei sollten sie nicht demütigend, nicht lächerlich machend oder unverhältnismäßig erscheinen. Vielmehr sollen sie durch ihren unangenehmen Charakter vornehmlich den Zweck verfolgen, das zukünftige Einhalten der Regeln bei den Schülern zu fördern.
Routinen und Signale
Praktische Beispiele für Routinen sind das Abfragen der Hausarbeit nach dem Begrüßungsritual oder das unaufgeforderte Rechtfertigen der Schüler bei Verspätung. Auch das gemeinsame Aufräumen des Klassenraumes am Stundenende kann eine immer wiederkehrende Routine darstellen. Nach der Eingewöhnungszeit reicht es oftmals aus, dass der Lehrer diese Rituale durch visualisieren oder akustische Signale ersetzt oder aber auch unterstützt.
Ein häufig verwendetes Hilfsmittel für nonverbale Signale oder regelmäßige Rituale stellt beispielsweise der Einsatz einer Lärmampel im Unterricht dar. Sie unterstützt die Lehrkraft visuell, ohne das die Lehrkraft selbst verbal aktiv werden muss. WIe die Lärmampel im Unterricht eingesetzt werden kann, erfahren Sie in einem gesonderten Artikel zum Einsatz der Lärmampel auf unserer Webseite.
Helmke betont, dass Routinen, die durch Signale, Gesten oder Symbole unterstützt werden, den Lehrer Entlastung bieten. Statt mündliche Aufforderungen oder Ermahnungen können Gesten, mit beispielsweise den Fingern vor den Mund oder die Hand in die Luft, an deren Stelle treten. Auch die nonverbale Beeinflussung durch die körperliche Präsenz der Lehrkraft ist eine Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene, die das verbale Unterrichten unterstützt. So kann eine geschickte Positionierung oder das Zugehen auf störende oder abgelenkte Schüler nonverbal unterbunden werden. Dieses Einrichten von Raumankern unterstreicht somit verbale Botschaften und macht das Unterrichtsgeschehen für die Schüler transparenter und gleichzeitig auch berechenbarer.
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Literaturverzeichnis
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