Unterrichtsstörungen-
Prävention auf der Disziplin-Management Ebene

Eichhorn sieht besonders denjenigen Lehrer als erfolgreich an, der seine Vorbereitung bereits weit vor dem ersten Schultag begonnen hat. Hier setzt die Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene an.

Der erste Schultag ist für die Schüler der wichtigste Tag des Schuljahres. Er stellt eine neue und unbekannte Situation dar, die zugleich aufregend und bedrohlich wirkt. Auch für den Lehrer kann dieser Tag Überraschungen mit sich bringen und ihn somit vor verschiedensten Herausforderungen stellen.

Um ungebetene Überraschungen am ersten Tag zu vermeiden, ist es nötig, im Vorfeld leistungsrelevante und sozial-emotionale Informationen der Schüler einzuholen. Wichtige Kenntnisse über verschiedene Sprachstände oder Schüler mit beispielsweise ADHS innerhalb des Klassenverbandes können so in die Unterrichtsplanung für mögliche Gruppeneinteilungen oder Sitzordnungen berücksichtigt werden. Eine im Vorfeld durchdachte Organisation kann von vornherein mögliche Störfaktoren oder Konflikte minimieren oder sogar beheben.

Organisation des Klassenzimmers

Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene lassen sich im Vorfeld organisieren und vorbereiten. Dies sollte, laut Eichhorn, nach drei Grundsätzen erfolgen:
  • Die Einrichtung des Klassenzimmers sollte so organisiert sein, dass der Lehrer jederzeit während des Unterrichtsgeschehens seine Schüler im Blick hat.
  • Die Wege innerhalb eines Klassenraumes sollten barrierefrei sein, so dass Brennpunkte (Unterrichtsstörungen, Konflikte) problemlos von der Lehrkraft erreicht werden können.
  • Das Arbeitsmaterial sollte weit voneinander gelagert werden, sodass keine Staus bei der Ausgabe entstehen und somit einer möglichen Unruhe vorgesorgt wird.
Hierfür bietet es sich an, die Tische je nach Unterrichtsform nach Belieben umzustellen. Die U-Form oder Reihenform bietet sich an, wenn die ganze Klasse unterrichtet wird. Bei Gruppenarbeit können die Tische hingegen zu Gruppenarbeitsplätze umfunktioniert werden. Das Lehrer-Pult sollte in einer geringen Distanz zu den Schülern stehen, um Nähe zu suggerieren und dadurch Störungen zu reduzieren. Wände können mit Klassenregeln, Hausaufgabentafel und anderen Informationen bestückt werden, die den Schülern jederzeit schnelle Informationen über den Unterrichtsverlauf bieten. Die Maßnahme der sinnvollen Organisation des Klassenzimmers fördert eine angenehme Arbeitsatmosphäre und wirkt sich positiv auf den Unterrichtsfluss und der Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene aus.

Die Klassenregeln

Eine weitere Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene stellt das Erstellen von Klassenregeln dar.

Um einen geordneten Unterricht zu gewährleisten und Unterrichtsstörungen zu unterbinden, sind feste Regeln in der Klasse, die mit den Kindern zusammen entwickelt wurden, wichtig und zielführend. Der Vorteil dieser Regeln in der Klasse sind, dass die Regeln zusammen mit allen Kindern erarbeitet werden und von Anfang an eine hohe Akzeptanz finden. Durch Abstimmung wird eine breite Zustimmung aller Kinder erzielt, sodass die Einhaltung der Regeln selbstverständlich sein sollte. So können Unterrichtsstörungen leicht und effizient unterbunden werden. Wenn alle Regeln gemeinsam erarbeitet wurden, sind sie allen bekannt und die Konsequenzen hieraus auch. Alle Regeln bieten eine Grundordnung für den Unterricht und das soziale Verhalten im Klassenverbund. Die Akzeptanz der Regeln und ihre Einhaltung durch die Schüler steigt, wenn die Regeln gemeinsam beschlossen wurden.

Der Klassenrat

Eine gute Möglichkeit Regeln zu finden, ist es, einen Klassenrat einzuberufen. Während dieser Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene kommt es zu einer beispielsweise wöchentlichen Versammlung der Schüler einer Schulklasse. Dabei können Organisatorisches, Probleme oder aber auch das Festlegen und Einhalten von Regeln besprochen werden. Das Einbeziehen eines Klassenrates fördert den Klassenverband, die Eigenverantwortung und das Demokratiebewusstsein der Schüler. Dies wirkt sich wiederum präventiv auf Unterrichtsstörungen aus.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Gruppendruck nicht überwiegt. Einzelne Schüler sollten die Möglichkeit haben, sich dem zu entziehen und nicht gegen ihren Willen in Klassenratsdiskussionen einbezogen werden.

Neben dem präventiven Charakter kann der Klassenrat auch intervenierend bei der Bearbeitung und Schlichtung von schon bestehenden Konflikten eingesetzt werden. Ziel dabei ist es, zu einer möglichst einvernehmlichen Lösung zu kommen. Eine weitere Maßnahme zur Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene wäre es, innerhalb des Klassenrates ein oder zwei Schüler zu temporären Regelwächter ernennen zu lassen. Diese Schüler weisen die anderen Mitschüler auf einer sachlichen und höflichen Art und Weise auf ein mögliches Fehlverhalten oder Regelverstöße hin. Die zentrale Verantwortung für das unterrichtliche Geschehen liegt dennoch bei der Lehrkraft. Allerdings entlastet es den Lehrer dahingehend, dass er nicht sofort wegen jeder kleineren Regelverletzung eingreifen muss.

Anreize und Konsequenzen

Während der Etablierung von Klassenregeln kann es sinnvoll sein, die Einhaltung positiv zu beeinflussen. Anreize und Konsequenzen spielen dabei in der Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene eine nicht unerhebliche Rolle.

Vorbildliches Verhalten und Befolgen der Regeln kann anerkannt, konstantes Einhalten über einen bestimmten Zeitraum sogar in Form eines Preises, Urkunde oder Privilegien ausgezeichnet werden. Somit wird den Schülern das gewünschte Verhalten erneut und sogar exemplarisch vor Augen geführt und durch operantes Konditionieren verstärkt.

Bei Nichteinhalten der Regeln, besonders in der Anfangsphase, besteht Handlungsbedarf. Hierbei ist es laut Helmke wichtig, dass „die günstigen Konsequenzen für regelkonformes und die Sanktionen für regelverletzendes Verhalten klar und deutlich gemacht werden“.

Das transparente Vorgehen gegen Regelverstöße hat das Ziel, die Störung zu reduzieren und einen entspannteren Umgang mit Störungen an den Tag zu legen. Gleichzeitig kann ruhiger und sachlicher auf Störungen reagiert werden.

Die Folgen sind stressfreieres Unterrichten und eine Verbesserung der Unterrichtsqualität. Transparenz meint in diesem Sinne, dass allen Schülern die Konsequenzen vorher bekannt sind und als logische Reaktion auf einen Regelverstoß zeitnah erfolgen. Dabei sollten sie nicht demütigend, nicht lächerlich machend oder unverhältnismäßig erscheinen. Vielmehr sollen sie durch ihren unangenehmen Charakter vornehmlich den Zweck verfolgen, das zukünftige Einhalten der Regeln bei den Schülern zu fördern.

Routinen und Signale

Für eine effiziente Klassenführung sind immer wiederkehrende Routinen eine gute Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene. Routinen bieten Schülern in verschiedenen Situationen Verhaltenssicherheit. Routinen und Prozeduren benötigen ebenso wie Regeln eine Einführung- und Einübungszeit. Diese kosten zwar zu Beginn Zeit, im weiteren Verlauf sparen sie jedoch Zeit durch ihren präventiven Charakter ein.

Praktische Beispiele für Routinen sind das Abfragen der Hausarbeit nach dem Begrüßungsritual oder das unaufgeforderte Rechtfertigen der Schüler bei Verspätung. Auch das gemeinsame Aufräumen des Klassenraumes am Stundenende kann eine immer wiederkehrende Routine darstellen. Nach der Eingewöhnungszeit reicht es oftmals aus, dass der Lehrer diese Rituale durch visualisieren oder akustische Signale ersetzt oder aber auch unterstützt.

Ein häufig verwendetes Hilfsmittel für nonverbale Signale oder regelmäßige Rituale stellt beispielsweise der Einsatz einer Lärmampel im Unterricht dar. Sie unterstützt die Lehrkraft visuell, ohne das die Lehrkraft selbst verbal aktiv werden muss. WIe die Lärmampel im Unterricht eingesetzt werden kann, erfahren Sie in einem gesonderten Artikel zum Einsatz der Lärmampel auf unserer Webseite.

Helmke betont, dass Routinen, die durch Signale, Gesten oder Symbole unterstützt werden, den Lehrer Entlastung bieten. Statt mündliche Aufforderungen oder Ermahnungen können Gesten, mit beispielsweise den Fingern vor den Mund oder die Hand in die Luft, an deren Stelle treten. Auch die nonverbale Beeinflussung durch die körperliche Präsenz der Lehrkraft ist eine Unterrichtsstörungen-Prävention auf der Disziplin-Management Ebene, die das verbale Unterrichten unterstützt. So kann eine geschickte Positionierung oder das Zugehen auf störende oder abgelenkte Schüler nonverbal unterbunden werden. Dieses Einrichten von Raumankern unterstreicht somit verbale Botschaften und macht das Unterrichtsgeschehen für die Schüler transparenter und gleichzeitig auch berechenbarer.

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Literaturverzeichnis

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Boyken, Heinz-Peter (2009): Tobias stört – Vom richtigen Umgang mit schwierigen Schülern. 3. überarbeitet Auflage, Academic Transfer, Hamburg 2009.*

Bründel, Heidrun; Simon, Erika (2003): Die Trainingsraum-Methode: Umgang mit Unterrichtsstörungen: klare Regeln, klare Konsequenzen. Beltz Verlag, Weinheim 2003.*

Drützler-Heilgeist, Marthamaria (2013): Tipps und Tricks für junge Lehrer – Sekundarstufe, AOL Verlag, Hamburg 2013.*

Eichhorn, Christoph (2014): Die Klassenregeln: guter Unterricht mit Classroom-Management. Klett-Cotta, Stuttgart 2014.*

Eichhorn, Christoph (2014): Classroom-Management. Wie Lehrer, Eltern und Schüler guten Unterricht gestalten. 7. Auflage, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2014.*

Helmke, Andreas (2014): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität: Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. 5. Auflage, Klett / Kallmeyer Verlag, Seelze-Velber 2014.*

Köster, Claudia (2009): Störungsprävention im Kontext Unterricht. Paulo Freire Verlag, Oldenburg 2009.*

Lohmann, Gert (2011): Mit Schülern klarkommen: professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten. 8. überarbeitete Auflage, Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co. KG, Berlin 2011.*

Nolting, Hans-Peter (2002): Störungen in der Schulklasse: ein Leitfaden zur Vorbeugung und Konfliktlösung. Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2002.*

Wehnert, Dieter (2003): Disziplin in der Schule. Wege zu einer neuen Umgangskultur, Auer Verlag GmbH, Donauwörth 2003.*

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